Das Internet eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Doch neben vielen nützlichen Tools, wissenswerten Angeboten und seichter Unterhaltung, verbreiten sich auch fragwürdige Phänomene. So zum Beispiel gefährliche Kettenbriefe und fragwürdige Spiele, wie die sogenannte Blue-Whale Challenge. Was hat es mit den Killer-Challenges auf sich?
Erstmals tauchte dieser Begriff Ende 2016 im Bericht der russischen Zeitung „Novaya Gazetta“ auf. Darin werden mehrere Suizide unter Jugendlichen miteinander und der VK-Gruppe „F57“ in Verbindung gebracht. Laut dem Medium seien rund 130 Teenager dem Phänomen zum Opfer gefallen.
Wie funktionieren die Killer-Challenges?
Auf sozialen Medien wie Facebook, V-Kontakte oder Whatsapp werden sogenannte „Death Groups“ initiiert. Ein anonymer Gruppenleiter stellt den Teilnehmern diverse Aufgaben, die sie zu befolgen haben. Was zunächst beginnt, wie eine scheinbar harmlose Mutprobe, steigert sich mit zunehmendem Spielverlauf und gipfelt schließlich in der Aufgabe, sich selbst das Leben zu nehmen. Anfangs werden einfache Aufgaben gestellt. Beispielsweise sollen Texte zu bestimmten Themen geschrieben, oder bestimmte Geschenke bereitet werden. Russischen Berichten zufolge soll es tatsächlich zu Todesfällen unter Teenagern gekommen sein. So sollen sich zwei Mädchen im Alter von rund 16 Jahren von einem Gebäude gestürzt haben. Ein anderes Mädchen warf sich angeblich vor einen Zug.
Die Verantwortlichen hinter der Challenge ausfindig zu machen, ist durch die Anonymität des Netzes nicht immer einfach. Im Fall der russichen Blue-Whale Challenge gab es bislang gleich mehrere Verhaftungen, durch die man glaubte, sich des Drahtziehers hinter der Blue-Whale Challenge habhaft gemacht zu haben. Zwar musste sich der ehemalige Psychologie-Student Philipp Budeikin vor Gericht dafür verantworten, arglose Jugendliche über das Netz zu selbstmörderischem Verhalten angestiftet zu haben. Allerdings dauerte es nicht lange, bis sich mit Iljda Sidorow ein Trittbrettfahrer auf der Anklagebank befand. Auch der russische Finanz-Analyst Nikita Nearonov musste sich derartigen Vorwürfen stellen. Polizeiberichten zufolge soll dieser die Administration in Blue-Whale-Gruppen als Hobby betrieben haben. Seit 2017 gilt in Russland daher ein entsprechendes Gesetz, welches das Betreiben sogenannter Death Groups und das Anstiften von Jugendlichen zum Suizid unter eine Strafe von bis zu 16 Jahren stellt.
Gibt es derlei Challenges auch in Deutschland?
Die neuste Abart des Blue-Whale-Phänomens ist Jonathan Galindo. Als grotesker Grusel-Goofy bespielt er diverse Kanäle von Twitter, Instagramm bis hin zu Tiktok. Hier stellt er wagemutigen Teenagern vermeintliche Mutproben. Dazu nutzt der vermeintliche Galindo die Bilder eines 8-jahre alten, fremden Profils. Der entsprechende Besitzer hat in den sozialen Medien bereits Stellung bezogen und sich von den Aktivitäten Galindos distanziert.
Der Cyber-Kriminologe Thomas Rüdiger erläutert in einem Post die Vorgehensweise des Täters. So erhalte man, sobald man die dubiose Nummer bei Whatsapp geaddet habe, eine Nachricht ins Postfach. Diese beinhalte eine Liste mit teils lebensgefährlichen Aufgaben. Ob bislang wirklich ein Jugendlicher dadurch zu Schaden kam, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. In Deutschland erlangte das Phänomen im Jahr 2017 Bekanntheit. Boulevard-Medien wie die Bild-Zeitung oder der Youtuber LeFloid behandelten das Thema. Allerdings ist bislang kaum ein konkreter Schadensfall bekannt. Laut Medienberichten soll sich in Deutschland im Sommer 2017 ein 13-jähriges Mädchen einen Wal in den Arm geritzt haben. Auf ihrem Handy fanden die Behörden einen Ableger des Bluewhale-Spiels.
Wie kann man sich schützen?
Viele Schulen sind sich der Problematik bewusst und warnen Eltern sowie Lehrer vor der Gefahr für die Kinder. Für Bezugspersonen gilt es, einen gewissen Überblick über den Internetkonsum des Kindes zu haben und sich gegebenfalls darüber zu unterhalten.
Da Kettenbriefe jedoch ein wiederkehrendes Phänomen sind (Ice-Bucket-Challenge, Cinnamon-Challenge, Tipod-Challenge), ist es imens wichtig, bei Eltern und Kindern von vorne rein für ein Bewusststein zu sorgen, dass einen kritischen Blick auf die Inhalte des World-Wide-Webs ermöglicht. Umgesetzt werden könnte dies durch entsprechende Informationsangebote in der Schule und im Netz. So zum Beispiel das Informationsangebot, welches die Initiative für Jugendschutz bereit stellt.